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Auswahlempfehlungen für die Abstufung der Bewertungsfaktoren (B, A und E) der System-FMEA Produkt und System-FMEA Prozess
In der folgenden Tabelle finden sich Kriterien für Bewertungszahlen der System-FMEA Produkt (Quelle: [VDA-96]).
Bewer- tungs- zahl | Bewertungsfaktor | ||
---|---|---|---|
Bedeutung B | Auftretenswahrscheinlichkeit A | Entdeckungswahrscheinlichkeit E | |
10 … 9 | Sehr hoch - Sicherheitsrisiko - Nichterfüllung gesetzlicher Vorschriften - Liegenbleiber | Sehr hoch - Sehr häufiges Auftreten der Fehler- ursache - Fehleranteil: 500.000 … 100.000 ppm - Unbrauchbares, ungeeignetes Konstruk- tionskonzept | Sehr gering - Entdecken der aufgetretenen Fehlerur- sache ist unwahrscheinlich - Zuverlässigkeit der Konstruktionsausle- gung wurde nicht oder kann nicht nach- gewiesen werden - Nachweisverfahren sind unsicher - Sicherheit der Nachweisverfahren: 90 % |
8 … 7 | Hoch - Funktionsfähigkeit des Fahrzeugs stark eingeschränkt - Sofortiger Werkstattaufenthalt zwin- gend erforderlich - Funktionseinschränkung wichtiger Teilsysteme | Hoch - Fehlerursache tritt wiederholt auf - Fehleranteil: 50.000 … 10.000 ppm - Problematische, unausgereifte Kon- struktion | Gering - Entdecken der aufgetretenen Fehlerur- sache ist weniger wahrscheinlich - Zuverlässigkeit der Konstruktionsaus- legung kann wahrscheinlich nicht nach- gewiesen werden - Nachweisverfahren sind unsicher - Sicherheit der Nachweisverfahren: 98 % |
6 … 4 | Mäßig - Funktionsfähigkeit des Fahrzeugs ein- geschränkt - Sofortiger Werkstattaufenthalt nicht zwingend erforderlich - Funktionseinschränkung von wichtigen Bedien- und Komfortsystemen | Mäßig - Gelegentlich auftretende Fehlerursache - Fehleranteil: 5.000 … 500 ppm - Geeignete, im Reifegrad fortgeschrit- tene Konstruktion | Mäßig - Entdecken der aufgetretenen Fehlerur- sache ist wahrscheinlich - Zuverlässigkeit der Konstruktionsausle- gung könnte vielleicht nachgewiesen werden - Nachweisverfahren sind relativ sicher - Sicherheit der Nachweisverfahren: 99,7 % |
3 … 2 | Gering - Geringe Funktionsbeeinträchtigung des Fahrzeugs - Beseitigung beim nächsten planmäßi- gen Werkstattaufenthalt - Funktionseinschränkung von Bedien- und Komfortsystemen | Gering - Auftreten der Fehlerursache ist gering - Fehleranteil: 100 … 50 ppm - Bewährte konstruktive Auslegung | Hoch - Entdecken der aufgetretenen Fehlerur- sache ist sehr wahrscheinlich - Durch mehrere voneinander unabhängi- ge Nachweisverfahren bestätigt - Sicherheit der Nachweisverfahren: 99,9 % |
1 | sehr gering - Sehr geringe Funktionsbeeinträchti- gung - Nur von Fachpersonal erkennbar | Sehr gering - Auftreten der Fehlerursache ist unwahr- scheinlich - Fehleranteil: 1 ppm | Sehr hoch - Aufgetretene Fehlerursache wird sicher entdeckt - Sicherheit der Nachweisverfahren: 99,99 % |
Als Ergänzung zu früheren Ausführungen sind für die System-FMEA Prozess nachstehend entsprechende Bewertungszahlen aufgelistet (Quelle: [VDA-96]):
Bewer- tungs- zahl | Bewertungsfaktor | ||
---|---|---|---|
Bedeutung B | Auftretenswahrscheinlichkeit A | Entdeckungswahrscheinlichkeit E | |
10 … 9 | Sehr hoch - Sicherheitsrisiko - Nichterfüllung gesetzlicher Vorschriften - Liegenbleiber | Sehr hoch - Sehr häufiges Auftreten der Fehler- ursache - Fehleranteil: 500.000 … 100.000 ppm - Unbrauchbarer, ungeeigneter Prozess | Sehr gering - Entdecken der aufgetretenen Fehlerur- sache ist unwahrscheinlich - Die Fehlerursache wird oder kann nicht geprüft werden - Sicherheit der Nachweisverfahren: 90 % |
8 … 7 | Hoch - Funktionsfähigkeit des Fahrzeugs stark eingeschränkt - Sofortiger Werkstattaufenthalt zwin- gend erforderlich - Funktionseinschränkung wichtiger Teilsysteme | Hoch - Fehlerursache tritt wiederholt auf - Fehleranteil: 50.000 … 10.000 ppm - Ungenauer Prozess | Gering - Entdecken der aufgetretenen Fehlerur- sache ist weniger wahrscheinlich - Wahrscheinlich nicht zu entdeckende Fehlerursache - Unsichere Prüfungen - Sicherheit der Nachweisverfahren: 98 % |
6 … 4 | Mäßig - Funktionsfähigkeit des Fahrzeugs ein- geschränkt - Sofortiger Werkstattaufenthalt nicht zwingend erforderlich - Funktionseinschränkung von wichtigen Bedien- und Komfortsystemen | Mäßig - Gelegentlich auftretende Fehlerursache - Fehleranteil: 5.000 … 500 ppm - Weniger genauer Prozess | Mäßig - Entdecken der aufgetretenen Fehlerur- sache ist wahrscheinlich - Prüfungen sind relativ sicher - Sicherheit der Nachweisverfahren: 99,7 % |
3 … 2 | Gering - Geringe Funktionsbeeinträchtigung des Fahrzeugs - Beseitigung beim nächsten planmäßi- gen Werkstattaufenthalt - Funktionseinschränkung von Bedien- und Komfortsystemen | Gering - Auftreten der Fehlerursache ist gering - Fehleranteil: 100 … 50 ppm - Genauer Prozess | Hoch - Entdecken der aufgetretenen Fehlerur- sache ist sehr wahrscheinlich - Prüfungen sind sicher, z. B. mehrere voneinander unabhängige Prüfungen - Sicherheit der Nachweisverfahren: 99,9 % |
1 | sehr gering - Sehr geringe Funktionsbeeinträchti- gung - Nur von Fachpersonal erkennbar | Sehr gering - Auftreten der Fehlerursache ist unwahr- scheinlich - Fehleranteil: 1 ppm | Sehr hoch - Aufgetretene Fehlerursache wird sicher entdeckt - Sicherheit der Nachweisverfahren: 99,99 % |
Der Bewertungsfaktor B (Bedeutung der Fehlerfolge) berücksichtigt die Sicht des Produktverwenders (interner oder externer Kunde). Sehr hohe Bewertungen (10, 9) werden z. B. für Sicherheitsrisiken vergeben. Mäßige Funktionsbeeinträchtigungen, z. B. im Bedienumfeld, werden im Bereich von 6 bis 4 bewertet. Wird der Fehler nur von Fachpersonal erkannt, weil es keine nennenswerte Funktionsbeeinträchtigung gibt, ist dieser mit 1 zu bewerten.
Die Bewertung der Auftretenswahrscheinlichkeit (A) eines Fehlers ist insbesondere abhängig vom Kenntnisstand über potenzielle Fehlerursachen. Bewährte konstruktive Lösungen beinhalten deutlich niedrigeres Fehlerpotenzial (1 bis 3) als unerprobte Konstruktionskonzepte, die deshalb im oberen Bereich der Bewertungsskala (8 bis 10) einzuordnen sind. Konstruktive Lösungen, die kurz vor der Serienfreigabe stehen, werden mit Bewertungen im mittleren Bereich der Bewertungsskala (4 bis 6) belegt.
Die Entdeckung der Fehler und Fehlerursachen (E) ist abhängig von den realisierten Entdeckungshilfen wie Nachweisverfahren für die vorgabekonforme Herstellung der Einzelteile, Sensoren im Herstellprozess, Verwechselungssicherheit der Einzelteile im Montageprozess sowie dem Umfang der unabhängig voneinander beobachteten Merkmale. Sind die Nachweisverfahren ungeeignet/unsicher oder für das ausgewählte Konstruktionskonzept noch nicht bekannt, ist davon auszugehen, dass die Fehler- und Fehlerursachenentdeckung sehr schwierig ist (8 bis 10). Wirken mehrere Nachweisverfahren zuverlässig und unabhängig von einander, ist davon auszugehen, dass Fehler und Fehlerursachen sicher bzw. sehr wahrscheinlich entdeckt werden (1 bis 3). Ist davon auszugehen, dass für die konstruktive Lösung die Zuverlässigkeit in naher Zukunft nachgewiesen werden kann, werden Bewertungen im mittleren Bereich vergeben (4 bis 6).
Wurden bereits Erfahrungen mit ähnlichen Systemen gesammelt, können für die Risikobewertung diese Ergebnisse genutzt werden. Werden erprobte Teilsysteme (Baugruppen) in neu entwickelten Systemen verwandt, ist zu überprüfen, ob die neuen Verwendungsrandbedingungen mit den früheren übereinstimmen. Festgestellte Änderungen sind angemessen bei der Neubewertung zu berücksichtigen.
Können Fehler und Fehlerursachen noch nicht zufriedenstellend vermieden werden, ist zwingend sicherzustellen, dass zunächst zuverlässige Entdeckungsmaßnahmen umgesetzt werden, die zum frühestmöglichen Zeitpunkt wirken, damit die Fehlerkosten minimiert werden. Die Bewertung der Auftretenswahrscheinlichkeit (A) zeigt die vermutete Fehlermenge an und die Bewertung der Entdeckungswahrscheinlichkeit (E) legt die Größenordnung der Fehlermenge fest, die durchschlüpfen könnte und schlimmstenfalls den Endnutzer erreicht!